Letzte Woche flatterte ein Auftrag in meine Werkstatt, den ich hoch interessant gefunden habe und der mich natürlich herausgefordert hat: eine Sanierungsurkunde für die Nachwelt.

Was ist das überhaupt? Es geht hier um ein Schriftstück, welches mit dem Grundstein in die Mauern eines Bauwerks eingemauert wird. Im aktuellen Fall für die St. Georg Kirche von Hebertshausen.
Inhaltlich wird hier zum einen Informationen festgehalten die das Bauwerk betreffen: Also wann gebaut und saniert, wer alles beteiligt war, wie es dazu kam, was die Vorstellungen für diese Kirche waren und sind, wie man zu den Geldern kam, natürlich die genauen Zeiten, die Schwierigkeiten die aufkamen etc. Und auch Informationen über die aktuelle Welt: wer ist Bürgermeister, wer im Landrat, der Bundeskanzler, der Bundespräsident.
Ist die Urkunde fertiggestellt, kommt sie zunächst zum Weihbischof, damit dieser sie unterschreibt und danach noch zu den wichtigsten Mitwirkenden. Dann muss sie in einer Kupferkapsel verschweißt werden, die speziell für sie hergestellt wird und wird dann in den Grundstein eingelassen und mit diesem in die Mauer fest einbetoniert. Adieu- das war’s, für keinen mehr sichtbar.
Wird die Kirche St. Georg aber mal wieder verändert oder Bearbeitet u.ä. sucht man nach dem Stein mit der innewohnenden Urkunde und erhält eben diese Informationen über die damaligen Umstände und Spezielles über dieses Bauwerk.
Aber was waren denn nun meine Herausforderungen? ALTERUNGSBESTÄNIGKEIT – welcher Untergrund und welche Farben sind denn wirklich alterungsbeständig?!
Beim Papier geht es vor allem darum, dass es keine Säure enthalten darf, aber es gibt auch noch viele andere offiziell festgelegte Eigenschaften, da war ich schon froh mit der Firma Boesner einen professionellen Partner zu haben! Wie viele andere Geschäfte haben mich mit der Zeit schon enttäuscht, weil kein Fachwissen mehr vorhanden ist und kein Fachpersonal mehr eingestellt wird!
Für die Schreibflüssigkeit habe ich die alterungsbeständige Zeichentusche von Rohrer verwendet, die gibt es auch in vielen schönen Farben und sie ist gut mit der Feder und dem Pinsel zu verarbeiten. Schließendlich muss beides miteinander kompatibel sein, also das Papier muss so sein, dass ich es mir der Feder beschreiben kann.
Die dritte Herausforderung war, den vielen Text auf ein relativ kleines Format zu bekommen, damit die Urkunde in der Kapsel mit den Plänen noch in den Grundstein passt. Die Versalien haben noch eine Höhe von 3 Millimetern. Und das mit Feder und Pinsel auf einem etwas gröberen Papier, und natürlich wie immer unter extremen Zeitdruck – da hat die Schriftkunst etwas gelitten. Aber ich bin mit dem Gesamtbild, Grauwert und Rhythmik zufrieden und es hat mir wie immer viel Spaß gemacht!
